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Regen und Seuchengefahr

DRK-Sprecher gesteht »große logistische Probleme«

Neu Delhi/Jakarta/Colombo (dpa). Eine Woche nach der Flutkatastrophe warten Millionen Überlebende in einigen betroffenen Gebieten Südasiens noch immer auf dringend benötigte Hilfe. Viele Gebiete sind von der Versorgung abgeschnitten, berichten Sprecher von Hilfsorganisationen.

Die Hilfe vor allem im besonders betroffenen Indonesien kommt nach Angaben deutscher Organisationen nur schwer voran. 700 000 Kinder leiden in der Region Aceh im Norden Sumatras laut UNICEF an Krankheiten, Nahrungs- und Wassermangel, Verletzungen oder Traumata. Derweil wächst die Angst vor Seuchen. Starker Regen und Nachbeben erschweren die Hilfsarbeit.
»Für die Menschen in der indonesischen Provinz Aceh wächst mit jeder Stunde die Todesgefahr«, berichtete das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in Köln. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet eine Zunahme von Todesfällen, wenn die Hilfe die Überlebenden der Flutkatastrophe nicht schnell erreicht. Etwa fünf Millionen Menschen fehle es an grundlegenden Dingen wie Wasser, Obdach, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung. »Wir haben große logistische Probleme«, sagte Jürgen Weyand vom Erkundungsteam des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) auf Sumatra. »Es liegen reichlich Hilfsgüter hier, es fehlt aber an Transportmitteln. Wir chartern eigene Hubschrauber.« Große Gebiete an der Westküste Sumatras seien noch nicht erreichbar.
Das Kinderhilfswerk terre des hommes brachte gestern zehn Tonnen Hilfsgüter per Flugzeug von Jakarta in das indonesische Katastrophengebiet Aceh. »Banda Aceh ist eine tote Stadt», berichtete Frans van Dijk, Koordinator des Hilfswerks.
Berichte über erste Fälle von Cholera auf Sri Lanka wurdengestern jedoch offiziell dementiert. Sri Lankas Gesundheitsminister Nimal Siripala de Silva sagte bei einem Besuch in der verwüsteten Stadt Galle, etwa 120 Kilometer südlich von Colombo: »Es gibt keinen einzigen bestätigten Fall von Cholera.« Bislang gebe es auch keine Berichte über den Ausbruch anderer Seuchen, sagte de Silva. Ein Sprecher der Hilfsorganisation World Vision hatte am Samstag gesagt, in einem Auffanglager in Galle habe ein Arzt vier Cholera-Fälle diagnostiziert.
Angesichts der hohen Vermisstenzahlen scheinen sich Befürchtungen zu bewahrheiten, die Flutwelle könnte in der Katastrophenregion um den Indischen Ozean insgesamt mehr als 165 000 Menschen getötet haben. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation wurden bis zu fünf Millionen Menschen obdachlos.
In überfüllten indischen Notlagern klagten Mütter über den Mangel an Milch für ihre Kinder. Es gäbe lediglich Wasser. Ein weiteres großes Problem sind die unzureichenden sanitären Anlagen. Tausende müssen sich nur wenige Toiletten teilen. »Nach dem ersten Schock sind vor allem die Kinder total apathisch. Viele realisieren nach dem Chaos der ersten Tage jetzt erst, dass ihre Eltern nie wieder kommen«, berichtete der Malteser-Hilfsdienst in Südindien.

Artikel vom 03.01.2005